Die Druckerkunst

Die Entwicklung der Druckerkunst

Um 1450 erfand Johann Gensfleisch, genannt Gutenberg, den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Dadurch konnten Bücher, deren Buchstaben früher mühsam mit Tusche gemalt worden waren, wesentich schneller und in größerer Zahl hergestellt werden. Gutenberg formte aus Messingblech einzelne Buchstaben und goß sie mit Blei aus. Diese Blei-Buchstaben setzte er zu Wörtern und Zeilen zusammen. So entstanden ganze Seiten in einem Druckstock, von dem in einer Presse Abzüge hergestellt wurden. Ende 1450 druckte Gutenberg so sein erstes großes Buch, nämlich die Gutenberg-Bibel.

Der Buchstabendruck breitete sich rausch aus. Das Letternmaterial erlaubte damals nicht die Höhe der Auflage, die wir heute gewohnt sind. Die Drucke der Frühzeit, der Zeit zwischen 1450 und 1500, sind als die Wiegendrucke bekannt.

Jahrhundertelang wurde die Gutenbergische Presse aus Holz nachgebaut, erst 1772 kam die erste Druckpresse auf, die in allen Teilen aus Eisen bestand. Selbst bei dieser Konstruktion blieb das Gutenberg-System Vorbild. Erst 1812, als mehr als 350 Jahre später, entwickelte Friedrich Koenig die sogenannte Schnellpresse, die erste Zylinder-Druckmaschine Ab 1914 wurde z.B. die englische Times auf einer Schnellpresse mit Dampfantrieb gedruckt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es einen zweiten Innovationsschub, von dem gerade die Zeitungsherstellung profilierte.

1892 nämlich baute Wilhelm Bullock die erste Rotationsmaschine, die auf Papierrollen druckte. Die Druckform bestand aus Rundplatten, die auf Platten-Zylindern befestigt wurden. Ab 1881 war es sogar möglich Fotos zu drucken. Denn Georg Maisenbach in München wandelte die Halbtöne von Fotografien automatisch in entsprechende Druckelemente um. Ein Glasraster zerlegt in der Reproduktionskamera das Foto geometrisch in Punkte, deren Größe je nach dem Helligkeitswert auf dem Originalfoto variiert. Mit einer Lupe ist diese Punktstruktur in den Zeitungsbildern heute noch sichtbar.

1884 erfand Ottmar Mergenthaler die Linotype, diese erste Setzmaschine wurde im Juli 1886 von ihm in den Räumen der New York Tribune aufgestellt. Mit diesem Gerät konnte die relativ langsame Arbeit der Handsetzer beschleunigt werden. Er hatte den genialen Gedanken, den Schriftsatz mit dem Schriftguß zu verbinden. Mergenthaler hat dadurch einen langwierigen Arbeitsgang eingespart, was nicht nur positive Seiten hatte: viele Handsetzer verloren ihre Arbeit, ein Schicksal, das im Zuge der sich ständig erneuernden Technik noch zahlreiche Kollegen ereilen sollte.

Nun dauerte es über 60 Jahre, bis sich bei der Zeitungsherstellung wieder etwas veränderte. Egal welche Zeitung man wo las, die Druckmaschinen waren überall die selben. Es kam höchstens zu ein paar Verbesserungen, aber nicht zu einer Veränderung, bis dann im Laufe der 70er-Jahre der Bleisatz von dem Fotosatz abgelöst wurde. Die Bleidruckplatte wurde von der Kunststoffplatte verdrängt. Diese entstand auf völlig andere Weise. Von der positiven Papiermontage erstellt man ein Ganzseiten-Negativ. Der dadurch entstandene Film wurde auf eine Druckplatte gelegt und im Kontakt-Kopiergerät belichtet. Alle vom UV-Licht getroffenen Bild- und Schriftelemente verhärteten sich dadurch. Die unbelichteten Teile wurden dann mit Wasser ausgewaschen, und so entstand ein Relief, welches sich zum Drucken eignete: Alle herausragenden Schriftelemente konnten eingefärbt werden.

Im Jahr 1974 erschienen in der SZ zum ersten Mal zwei Seiten im Fotosatz. 1976 hielt die EDV ihren Einzug, und verschiedene Bereiche wurden computerisiert, wie zum Beispiel die Abonnement-Verwaltung und die Abteilung der Kleinanzeigen. Mittlerweile findet jeglicher Informationstransport über elektronische Übertragungsnetze statt, dadurch kann man über große Entfernungen gut zusammenarbeiten, und die geschriebene Artikel werden nun direkt aus den Computern oder Redakteure an die Druckmaschine weitergegeben. Im Vergleich zu Gutenbergs mühsamer Kleinarbeit ist das ein großer Fortschritt.

Hans-Peter Söder